Welches ist Ihre wichtigste Ressource?

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Es ist nicht Ihre Zeit. Alle haben 24 Stunden pro Tag und die Klugen schlafen davon rund acht Stunden. Der Unterschied liegt nicht darin, ob Sie acht, zwölf oder mehr Stunden arbeiten. Viel entscheidender ist es, worauf Sie Ihre Aufmerksamkeit richten und wie konzentriert Sie sind. Ihre wichtigste Ressource ist nämlich Ihre Aufmerksamkeit.

Wann haben Sie sich zum letzten Mal eine volle Stunde lang ungestört in ein Problem vertieft und nach möglichen Lösungen gesucht? 

Die Grafik zeigt eine ideale Leistungskurve ohne Unterbrechungen (blau) und eine Leistungskurve, die von laufenden Unterbrechungen gekennzeichnet ist (gelb). Die Flächen unterhalb der Kurven zeigen die Produktivität. Leider entspricht unser Arbeitsalltag häufiger der gelben Leistungskurve und ist geprägt von laufenden Unterbrechungen. Kein Wunder kommen Sie selten in den Flow und Ihre Produktivität bleibt bescheiden.

Lediglich elf Minuten sitzen Mitarbeiter ungestört an einer Aufgabe, bevor sie abgelenkt werden oder sich selber unterbrechen. Nach einer Unterbrechung dauert es geschlagene 25 Minuten, bis sie wieder zur ursprünglichen Aufgabe zurückkehren. Brisant: 44% der Unterbrechungen macht man selber.

Diese Zahlen erhob die Forscherin Gloria Mark in einer Untersuchung von 2008. Es ist davon auszugehen, dass sich unterdessen die Anzahl Unterbrechungen vergrössert und die Phasen der Konzentration verkürzt haben. Tatsächlich: gerade mal 40 Sekunden sind wir am Schnitt am Computer an einer Aufgabe, bevor wir unterbrochen werden oder uns selber ablenken. So schreibt Martin Korte in seinem Buch Hirngeflüster, das 2019 erschienen ist.

Ups. Übertragen wir das doch mal auf unseren Arbeitsalltag. Heisst, wir sind unruhiger und unkonzentrierter als die Erstklässer in ihrer ersten Schulstunde. Als Ausrede behaupten wir dann, wir seien Multitasker. Multitasking – sorry an alle, die daran glauben – ist ineffizient. Wenn es um herausfordernde kognitive Leistungen geht, arbeitet unser Hirn sequentiell. Man kann also nicht zwei anspruchsvolle Denkaufgaben gleichzeitig bewältigen. Gedanklich springt man von einer Aufgabe zur anderen. Dies bedeutet Wechselkosten und ist ineffizient. 

Stellen Sie sich vor, wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit während Ihrer Arbeitszeit gezielt lenken. Sie darauf richten, womit Sie sich auseinandersetzen wollen. Konzentriert und ungestört. Wow – Sie werden an ungeahnter Produktivität gewinnen. Hier ein paar Tipps dazu (mehr davon in meinem Buch effektiv sein)

 «Offlinefenster» ­– Organisieren Sie sich ein Zeitfenster und einen Raum, in dem Sie ungestört und in Ruhe arbeiten können. Für manche ist ein abgeschlossener Raum, für andere ein belebtes Kaffee ideal. Auch in modernen Grossraumbüros gibt es Möglichkeiten, sich in ein Sitzungszimmer zurückzuziehen oder sich mittels Kopfhörer abzugrenzen. Gehen Sie offline: Schalten Sie Ihr Handy auf Flugmodus (Sie sind ja auch nicht erreichbar wenn Sie an einer Sitzung sind) und schliessen Sie Ihr E-Mail Programm. Fast die Hälfte aller Unterbrechungen machen wir selber. Widerstehen Sie dieser Versuchung. Ein tägliches analoges Zeitfenster von 1 – 1.5 Stunden potenziert die Produktivität. 

Produktivste Zeit nutzen – finden Sie heraus, wann Sie am produktivsten arbeiten können. Ist es früh morgens, wenn Ihr Geist noch frisch ist und Ihr Kopf frei von Alltagskram? Laufen Sie in den späten Abendstunden zur Höchstform auf? Legen Sie Ihr «Offlinefenster» auf diese Zeit. Nutzen Sie Ihre produktivste Zeit für Ihre wichtigsten Aufgaben, ungestört und in voller Konzentration. Machen Sie ein Ritual daraus. Ihr Umfeld wird sich daran gewöhnen und respektieren, dass das Ihre Zeit ist. Sie erleben eine ungeahnte Leistungssteigerung.

Ungeteilte Aufmerksamkeit – Wenn Sie eine Tätigkeit tun, dann mit voller Konzentration und ungeteilter Aufmerksamkeit. Sowohl körperlich als auch mental. Häufig sind wir mental nur halb bei der Sache. Das kostet Energie und ist der Konzentration abträglich. Das Resultat ist dann auch eine halbe Sache. Qualität gründet in der Präsenz während des Schaffensprozesses. Fokussieren Sie Ihre physische Präsenz auf den Ort wo Sie sind und bündeln Sie Ihre Gedanken auf die Tätigkeit, die Sie ausüben. Auch in einem Gespräch: Schenken Sie Ihrem Gegenüber Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. 

Flow – Anspruchsvolle Aufgaben benötigen die volle Konzentration. Fokussieren Sie voll auf die Aufgabe. Nur so können Sie in den Flow kommen, bei dem Sie die Zeit und sich selbst vergessen. Die ist nicht nur ein Zustand höchster Schaffenskraft, sondern auch ungemein befriedigend. Denn Wertschöpfung befriedigt.