Wie agil sind Sie?
Es gibt wohl zur Zeit kein beliebteres Wort als «Agilität» im Zusammenhang mit Management, Organisation und Führung. Im ursprünglichen bedeutet das aus dem lateinisch stammende Wort agil soviel wie flink und beweglich. Unterdessen verstehen wir unter Agilität die Fähigkeit, flexibel und darüber hinaus proaktiv, antizipativ und initiativ zu agieren, um notwendige Veränderungen einzuführen.
Agilität setzt vor allem die Lernfähigkeit der Organisation und somit auch der einzelnen Menschen voraus. Da sich die Umgebung und die damit verbundenen Herausforderungen zunehmend rasch verändern, sind immer wieder neue Methoden und Lösungsansätze gefragt. Bisher Bewährtes erweist sich rasch als veraltet und einst differenzierende Merkmale werden am Markt rasch zu Mindestanforderungen. Die Lernfähigkeit einer Organisation ist also Match entscheidend.
Bevor wir das Wort «Agilität» dem Chef fordernd an den Kopf knallen oder die IT-Abteilung vorwurfsvoll daran messen, stellen wir uns die Frage doch zuerst einmal selbst: Wie agil sind Sie? Oder wie lernfähig sind Sie und Ihr Team? Dabei können folgende Fragen leitend sein:
Betreffen Ihre Gedanken die Vergangenheit, die Gegenwart oder die Zukunft? Welche Gedanken zeichnen Sie aus? Suchen Sie in der Vergangenheit nach Schuldigen: «Wer hat das ...?» Konzentrieren Sie sich auf die Gegenwart: «Wie funktioniert ...?» oder gestalten Sie die Zukunft: «Wie können wir künftig...?»
Wie oft sind Sie proaktiv – vorausschauend planend und zielführend umsetzend – und wie oft reagieren Sie auf Ereignisse? Schauen Sie in Ihren Kalender und identifizieren Sie, wie oft und wie ausgiebig Sie sich den Themen widmen, die Sie als zukunftsträchtig einstufen. Im Gegenzug dazu: Wie viele Sitzungseinladungen akzeptieren Sie, weil andere die Themen als wichtig und dringlich erachten? Oder einfacher: wie viele Termine haben Sie angesetzt?
Wie oft wenden Sie Methoden an, ohne sich zu fragen, ob sie noch adäquat sind? Wie oft suchen Sie nach neuen Vorgehensweisen und Lösungsansätzen? Wie oft eignen Sie sich neue Methoden an und probieren dieselben in Ihrem Arbeitsalltag und Ihrer Organisation aus?
Wie oft konfrontieren Sie sich mit abweichenden Ansichten und Meinungen? Wie ehrlich suchen Sie die Auseinandersetzung? Oder haben Sie’s gerne, wenn es ohne Widerstand läuft und alle «begeistert» tun, was Sie für gut befinden? Hand aufs Herz – ermuntern Sie andere dazu, authentisch zu sein, auch wenn sie anders sind als Sie selber, anders denken, anders beurteilen, anders handeln?
Wie oft stellen Sie Fragen und wie oft machen Sie Aussagen? Wie fest identifizieren Sie sich mit der Rolle des Experten? Stellen Sie Ihre eigenen Annahmen in Frage? Wie oft nehmen Sie die Denkhaltung des Anfängers ein und stellen Fragen? Fragen, die zu neuen Antworten führen? Und wie oft wagen Sie den Versuch statt einer weiteren Diskussionsrunde?
Wie ist das stetige Lernen in Ihrer Organisation sicher gestellt? Für alle zwei Tage Weiterbildung pro Jahr? Genügt das? Wie etablieren Sie eine Haltung, die sich durch stetiges Lernen auszeichnet? Ob digitales Wissen, agile Methoden oder Führungskompetenz: wann haben Sie sich in diesen Bereichen zum letzten Mal weitergebildet?
Wie systematisch haben Sie Instrumente der Selbstreflexion in Ihrer Organisation etabliert? Gibt es ständige Gefässe, in denen das Team sich selbst und seine Performance reflektieren kann? Sind Fragen wie: «Haben wir den Weg des geringsten Widerstandes gewählt oder sind wir wirklich innovativ?» an der Tagesordnung?