Ich habe einfach zu wenig Zeit
Wirklich? Wenn wir in unseren Workshops die Frage stellen «Welches ist deine wichtigste Ressoruce?» kommt stets und ohne Zögern dieselbe Antwort: «Zeit!» Manchmal fallen auch Begriffe wie Geld, qualifizierte Mitarbeitende, Talent. «Wie beantworten Sie die Frage? Wovon hätten Sie gerne mehr?»
Wie verführerisch ist die Vorstellung, mehr Zeit zu haben. Die meisten würden sofort einschlagen. Doch nun mal ehrlich: Bei allen ist der Tag 24 Stunden lang. Wenn wir das verlängern, dann haben einfach alle 25, 30 oder 35 Stunden zur Verfügung. Damit bleibt alles beim selben: Die Schlauen schlafen ein bisschen mehr, sind ausgeruht und zu Höchstleistungen bereit. Andere halten sich für schlau und arbeiten ein bisschen mehr und haben kurzfristig manchmal gar einen Vorsprung. Darum: «Ist wirklich die Zeit der differenzierende Faktor?»
Zugegeben, Zeit ist wichtig. Irgendwoher kommt die Meinung, man brauche 10'000 Stunden, um etwas exzellent zu beherrschen. Wenn Sie also 8 Stunden pro Werktag üben, dann erreichen Sie nach 5 – 6 Jahren Exzellenz. Ganz viel Zeit also.
Aber das setzt ja voraus, dass ich nur das und nix anderes mache, denken Sie jetzt. Absolut. Genau das sagt die Produktivitätslehre: Erfolg kommt von Fokus. Das bedeutet also, dass Sie auf Ihr Talent fokussieren und Ihre Fähigkeiten trainieren, ausbauen und bis zur Exzellenz führen. Dafür haben Sie übrigens auch genügend Zeit; stehen Sie normalerweise länger als 5 oder 6 Jahre im Berufsleben.
Hmm, ich bin schon einiges länger auf dem Job, sagen Sie sich nun und es beschleicht Sie das unangenehme Gefühl, dass Sie weit entfernt von Exzellenz sind. Damit sind Sie nicht alleine. Zu dieser Erkenntnis kommen wir in unseren Workshops fast immer und die Teilnehmer stellen sich die Frage: «Was haben wir die ganze Zeit gemacht?»
Das ist die richtige Frage. Man muss Sie nur richtig stellen. Es geht weniger um die Zeit, sondern ums Tun. Was tun Sie den ganzen Tag? Und wie tun Sie es? Voll konzentriert oder halbpatzig? Worauf fokussieren Sie Ihre Aufmerksamkeit? Das ist nämlich Ihre wichtigste Ressourcen: Ihre Aufmerksamkeit. Worüber denken Sie nach? Worauf konzentrieren Sie sich? Wem oder was schenken Sie Ihre Aufmerksamkeit? Ihre ganze, ungeteilte Aufmerksamkeit.
Aufmerksamkeit bedeutet, alles aufs hier und jetzt auszurichten, auf den gegenwärtigen Moment. Auf die Tätigkeit, die man tut, auf die Aufgabe, die man lösen will, auf den Menschen, der einem gegenüber steht. Das können wir leider oftmals nicht mehr so gut. Wie oft hören Sie jemandem zu und sind gleichzeitig in Gedanken ganz woanders? Wie oft tun Sie zwar etwas, studieren aber an einem anderen Thema rum?
Wie Sie Ihre Aufmerksamkeit fokussieren:
• Vermeiden Sie Multitasking: Entscheiden Sie sich, was Sie als nächstes tun und fokussieren Sie ausschliesslich darauf. Denn unser Hirn ist nicht fürs Multitasken gemacht. Zumindest bei kognitiv anspruchsvollen Tätigkeiten können Sie sich nicht auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren, sondern Sie springen von einer Tätigkeit zur anderen. Das bedeutet Wechselkosten und ist in höchstem Masse ineffizient. Tun Sie das, was Sie tun mit voller Aufmerksamkeit.
• Schenken Sie Aufmerksamkeit: Wenn Sie im Dialog stehen schenken Sie Ihrem Gegenüber Ihre volle Aufmerksamkeit. Ihr Gegenüber merkt das und wird automatisch offener und zugänglicher. Sie verstehen Ihr Gegenüber besser, weil Sie aufmerksam zuhören und Sie finden schneller eine tiefe, verständnisvolle Ebene. Dadurch finden Sie zusammen schneller Lösungen. Weil Sie präsent sind.
• Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit: Oft sind wir uns gar nicht bewusst, worüber wir nachdenken. Wir lassen unseren Verstand frei laufen und der hat leider die Tendenz, sich über Negatives aufzuhalten oder Schreckensszenarien auszumalen. Steuern Sie Ihre Aufmerksamkeit und lenken Sie Ihre Gedanken in die positive Richtung. Denn was Sie denken beeinflusst Ihr Handeln und wie Sie handeln beeinflusst was Sie erreichen – im Positiven wie im Negativen. Dabei unterstützen Sie Techniken wie Achtsamkeit, mentales Training oder Meditation.
• Machen Sie Pausen: Wenn Ihre Aufmerksamkeitsspanne nachlässt und die Konzentration sinkt, machen Sie eine Pause. Eine richtige. Heisst nicht E-Mailen, Telefone erledigen oder ähnliches. Sondern frische Luft schnappen, ein paar Schlucke Wasser trinken und im besten Falle mit den Teamkollegen rumalbern.
• Vermeiden Sie Ablenkungen: Wenn Sie vor einer Herausforderung stehen. Etwas konzeptionell auf die Reihe kriegen müssen. Eine verkorkste Situation auflösen müssen. Fokussieren Sie Ihre Aufmerksamkeit voll und ganz aufs Thema. Arbeiten Sie an Lösungen, konzentriert und ohne Ablenkungen oder Unterbrechungen. Nehmen Sie sich die Ruhe zum Nachdenken und schenken Sie Ihre Aufmerksamkeit den wichtigen Dingen. Und verplempern Sie keine Zeit mit unnötigen Dingen.