Wie Sie systematisch Vertrauen aufbauen
Vertrauen ist ein Gefühl. Gefühle kann man nicht erzwingen. Gefühle brauchen Zeit, zu entstehen und zu wachsen. Aber man kann eine Umgebung schaffen, die Gefühle begünstigt. Vertrauen kann man also aufbauen und fördern.
Doch was ist Vertrauen eigentlich? Vertrauen ist ein Gefühl, das Bindungen stärkt, Harmonie und Einigkeit schafft. Vertrauen ist notwendig, wenn Informationen über das Handeln des Gegenübers fehlen. Als Vertrauende gebe ich die Kontrolle ab. Ich kann nur annehmen, dass alles in meinem Sinne geschieht. Vertrauen ist ein Schatz: es macht mich stärker als ich alleine wäre.
Vertrauen macht aber auch verwundbar. Vertrauen kann verraten und missbraucht werden. Vertrauen ist also ein riskantes Gefühl. Obwohl wir das Risiko und den Nervenkitzel bei vielen Tätigkeiten lieben, so verhält es sich bei Gefühlen anders. Bei Emotionen, da mögen wir kein Risiko. Wir scheuen emotionale Verletzungen wie Enttäuschung, Trauer und Liebeskummer wie der Teufel das Weihwasser. Wir fürchten das emotionale Risiko viel mehr als eine Schramme am Bein, die wir uns beim Biken holen.
Dennoch lohnt es sich nicht nur, das emotionale Risiko einzugehen und zu vertrauen. Vertrauen ist sogar unabdingbar, wenn man Höchstleistungen anstrebt. Doch wie lässt sich Vertrauen gezielt aufbauen?
Dafür muss man verstehen, welche Elemente zu einer Vertrauenskultur beitragen. Sie lassen sich in diesen fünf Aspekten zusammenfassen.
Sagen Sie die Wahrheit und gestehen Sie Fehler ein
Sie müssen ehrlich sein. Das klingt so einfach, ist es aber nicht. Sie müssen also sagen, was Sie denken. Sie müssen auch Unangenehmes benennen, statt um den heissen Brei zu reden. Nur dadurch schaffen Sie die Basis, dass auch andere ehrlich sind und eingestehen, wenn sie etwas nicht wissen oder etwas «verbockt» haben. Fordern Sie Ihre Leute aktiv dazu auf, ihre Meinung zu sagen, auch wenn sie Ihnen widersprechen. Denn Transparenz ist Basis für Innovation.
Tun Sie was Sie sagen und halten Sie Ihre Versprechen
Sie müssen verlässlich sein, also tun was Sie sagen. Nicht nur einmal. Sondern immer, immer wieder. Nur durch diese Konsistenz bauen Sie Vertrauen auf. Nur so können sich andere auf Sie verlassen. Und nur dann können Sie von anderen Verlässlichkeit einfordern und erwarten, dass sie tun, wozu sie sich verpflichtet haben. Ansonsten bleibt es bei schönen Lippenbekenntnissen und leeren Versprechungen. Wir sind übrigens gut darin, Leute zu entlarven, die Wasser predigen und Wein trinken.
Leben Sie Empathie und zeigen Sie sich in Konflikten fair
Sie können kein Vertrauen schenken, wenn Sie stets davon ausgehen, dass andere böse Absichten haben, Sie schädigen wollen oder faul sind. Ihr Menschenbild ist also entscheidend für eine Vertrauenskultur. Gehen Sie davon aus, dass das Gegenüber sich Mühe gegeben und einen guten Grund hat, warum sie oder er etwas getan hat. Zeigen Sie Empathie, wenn etwas nicht klappt oder schief geht. Nur eine wohlwollende Haltung gibt dem Gegenüber die Möglichkeit, sich zu öffnen und sich zu erklären. Wohlwollen erlaubt, über Fehler zu sprechen und zu lernen. Beidseitig. Wohlwollen oder Empathie bedeutet auch, nicht bloss an sich zu denken, sondern aufs Team einzuzahlen. Denn Erfolg ist immer eine Teamleistung.
Unterstützen Sie die Menschen, über sich selbst hinauszuwachsen
Als Führungsperson geht es nicht um Sie. Sondern darum, dass die Menschen um Sie herum die Besten werden. Schaffen Sie ein Umfeld, in dem die Leute über sich hinauswachsen können. Fokussieren Sie auf die Stärken der Leute und provozieren Sie sie, ihre Stärken einzusetzen und laufend auszubauen. Bieten Sie ihnen Gelegenheiten, sich zu zeigen und stellen Sie sie vor Herausforderungen, an denen sie wachsen. Schenke Sie ihnen Vertrauen und geben Sie ihnen Autonomie.
Fördern Sie Verletzlichkeit
Wir haben gelernt, Vertrauen ist riskant, weil wir uns verwundbar machen. Vertrauen braucht also Mut. Sich zu öffnen, eine Frage zu stellen, um Hilfe zu bitten braucht Vertrauen. Sich zu exponieren braucht das Vertrauen, auch dazuzugehören, wenn’s schief läuft. Sie wollen eine Kultur schaffen, in der sich Leute öffnen können, sich selbst sein können, ohne Angst zu haben, ausgelacht oder ausgestossen zu werden. Der wirksamste Ansatz ist, Verletzlichkeit zu fördern. Heisst, sich selber verletzlich zu zeigen. Denn mutig sein kann nur jemand, der emotionales Risiko einzugehen wagt. Darum ist Vertrauen die stillste Form von Mut.
Beginnen Sie doch mal so: stellen Sie Ihrem Team einige Fragen zur Vertrauenskultur. Diskutieren Sie im Team über die unterschiedlichen Einschätzungen und die Situationen, die zu den unterschiedlichen Einschätzungen führen. Sie werden feststellen, dass diese Teamdiskussion bereits Wirkung zeigt. Darüber zu reden schärft das Bewusstsein für Vertrauenselemente. Wenn Sie dann im Team noch festlegen, wo und mit welchen kleinen Massnahmen Sie sich alle verbessern wollen, dann haben Sie einen weiteren, wichtigen Schritt zur Vertrauenskultur gemacht.